Turnen: Heinz Nienhüser – ein Fünfundsiebziger

Mit der Silbernen Ehrennadel des LSV ausgezeichnet

45 Gäste konnte Landesmännerturnwart Heinz Nienhüser an seinem 75. Geburtstag im Kieler „Haus des Sports“ begrüßen.

Foto: Ex-Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz beehrte Heinz Nienhüser mit ihrem Besuch am 10.11. 2009

Auf diesem Empfang trafen sich alle, die mit Heinz teils jahrzehntelangen Kontakt auf sportlich-turnerischer Ebene  hatten und haben. Vom Landessportverband waren Heinz Jacobsen (Präsidium)und Thomas Niggemann (Geschäftsleitung) erschienen. Heinz Jacobsen würdigte die Verdienste von Heinz mit der Verleihung der Silbernen Ehrennadel des LSV. Der Landesturnverband war vertreten durch Maren Knittel (Präsidum) und Erwin Linke (Ehrenmitglied, 89 Jahre), der Kreissportverband Kiel durch Kassenwart Harry Müller, die Stadt Kiel durch Ex-Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz, die, wie sie verriet, in jungen Jahren einmal Vorturnerin gewesen war. Auch der THW Kiel, der TuS Hasseldieksdamm-Mettenhof, der TuS Gaarden und der TSV Wellsee hatten Vertreter entsendet. Schließlich repräsentierte Carl Breier mit seinen  99 Jahren die große Schar der Seniorenturner, die Heinz intensiv betreut. Carl Breier bedankte sich bei Heinz mit einem langen und mit tosendem Beifall bedachten Gedicht. Klaus Deneke, ein turnerischer Weggefährte von Heinz, brachte dessen bewegtes Leben den Zuschauern mit Hilfe von projizierten Bildern näher. Seine Vita sei hier noch einmal zusammengefasst:

Es war sicherlich ein Glücksfall für die Turnerei in Kiel, dass der 11jährige Heinz Nienhüser mit seiner Mutter nach der Vertreibung aus dem ostpreußischen Schlossberg 1946 in Kiel landete und auf Anregung eines Lehrers das Gerätturnen im Ortsteil Wik mit 14 Jahren begann. Seitdem hat ihn die Turnerei über 60 Jahre lang nicht mehr losgelassen.

heinz_nienhueser2

Foto: Carl Breier (99) dankte Heinz Nienhüser mit einem persönlich gehaltenen Gedicht am 10.11. 09

Kunstturnerische Karriere machte Heinz in mehreren Kieler Turnvereinen. Nach dem Start im Wiker SV kam er 1953 zu Karl Streicher in die K T 83 und bildete mit Bernd Hinkelmann, Wolfgang Bargob und Karl Welzel eine schlagkräftige Mannschaft. 1960 wechselte er zum Kieler MTV und erkämpfte sich als 26-jähriger unter seinem Trainer Willi Wandel die Landesmeisterschaft erstmals gegen so bekannte Kunstturner wie Rudi Gauch, Erwin Linke, Alfons Burchert, Georg Bischof, Helmut Schmidt, Herwig Matthes und Martin Mildt, um nur einige zu nennen. Im Kieler MTV hatte das Kunstturnen Hochkonjunktur. Zu dieser Zeit drängten in Kiels ältestem Turnverein viele Turner in die erste Vereinsmannschaft: Uwe Holz, Lothar Besko, Günter Kindler, Peter Lübke, Jürgen Matzke, Herwig Matthes, die Gebrüder Hingst und natürlich auch Heinz Nienhüser. 14 Mal stand Heinz bis 1970 in der Landesauswahl, trat vier Mal in der Auswahl der Nordmark-Riege (SH, HH, HB) an und nahm sechs Mal an Deutschen Meisterschaften teil. Die Turnerei führte ihn auch ins Ausland, so nach Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, in die Schweiz, die Niederlande und die DDR.

heinz_nienhueser3

Foto: Hangwaage rücklings an den Ringen 1962 in der Goetheschule Kiel
Eingewoben in die Aktivitäten als Kunstturner und Trainer auf der einen Seite und als Kalkulator auf der Lindenau-Werft in Kiel-Friedrichsort andererseits war seine Familie mit den drei Söhnen Malte, Denis und Arge. Alle drei hat er fürs Turnen begeistert. Denis ist heute nebenberuflich Kantonstrainer in der Schweiz und Arge besitzt einen eigenen Turnclub in Durban, nachdem ihn eine Turnreise des TSV Kronshagen für Südafrika restlos begeisterte.

Heinz Nienhüser war nicht immer der bequemste Partner in den 60 Jahren turnerischer Zusammenarbeit. Der damalige Gauoberturnwart Robby Lehmann aus Heikendorf schrieb einmal: „Er sagt immer unverblümt seine Meinung und ist manchem daher unbequem.“ Doch Heinz hat wenigstens vier gewichtige Pluspunkte in die Waagschale zu werfen: seine Beständigkeit, seine Zuverlässigkeit und seine Hilfsbereitschaft. Dazu schätzen alle, dass er nicht nachtragend ist, wenn ihm seine Worte Kritik bescheren.
Im Anschluss an die lange aktive Laufbahn blieb Heinz Nienhüser dem Turnen eng verbunden und förderte es nun als Betreuer, Trainer, Lehr- und Fachwart. Seine Ehrenämter weisen diesen Weg auf: 1962 – 1971 Gaukunstturnwart, 1965 – 1971 Gaujugend- und Männerturnwart, von 1971 bis heute Kreisoberturnwart von Kiel,  1982 bis 1984 Landesjugendturnwart und seit 2000 Landesmännerturnwart. Das Wirken von Heinz Nienhüser weiß der Landesturnverband zu schätzen und hat es im März 2004 auf dem Kieler Kreisturntag mit der Verleihung der Goldenen Ehrennadel des SHTV gewürdigt.

Seit 1968 besitzt er die Trainer-A-Lizenz im Kunstturnen männlich und die Kampfrichterlizenz. Sein Heimatverein wurde ab 1967 der TuS Hasseldieksdamm-Mettenhof. Hier baute er die Turnsparte auf und leistete Pionierarbeit im Jungenturnen. Voll Stolz kann er darauf zurückblicken, in einem Zeitraum von 37 Jahren auch 37 Schülerturner zum Landesmeister und 1979 und 1981 zwei zum Norddeutschen Turnmeister hingeführt zu haben. heinz_nienhueser4Bevor Kiel ein modernes Landesleistungszentrum am Winterbeker Weg mit einem hauptamtlichen Landestrainer bekam, war Heinz aufgrund seines Engagements Leiter des Landesstützpunktes Kiel im Kunstturnen männlich.
Noch heute steht Heinz Nienhüser als Übungsleiter in der Mettenhofer Sporthalle und im Kieler Leistungszentrum auf der Matte und erteilt seine Anweisungen.

Foto: Eleganter Pauschenpferdabgang 1967 in der Halle des Kieler MTV
„Männer, bewegt euch!“ erschallt schon lautstark der Ruf, wenn er die Halle betritt Als Landesmännerturnwart hält er die Senioren-Gerätturner im Lande zusammen und führt sie von Wettkampf zu Wettkampf. Im Kreise „seiner“ Turner pflegt er eine gute Kameradschaft und so manches Mal werden dabei auch Geschichten aus der guten alten Zeit hervorgeholt, als man noch auf dem blanken Boden trainierte Er kann Jung und Alt für das Gerätturnen begeistern, und dass dies auch mit weit über 90 Jahren noch möglich ist, beweist Carl Breier vom TuS Gaarden, den Heinz betreut. Seit der Deutsche Turnerbund die Deutschen Seniorenmeisterschaften durchführt, ist Heinz mit seinen Kieler Turnern dabei. Seit 1999 sammelt er sie um sich, trainiert sie im Kieler Leistungszentrum ab 19.oo Uhr und ist mit ihrem Leistungsstand führend auf Bundesebene. heinz_nienhueser52008 gelang ihm mit seinen Turnkameraden Hermann Henke, Karl-Heinz Pürwitz und Hans Riedel der große Coup: Sie wurden Deutscher Senioren-Mannschaftsmeister.

Foto: Heinz mit seinen drei Söhnen Denis, Arge und Malte in Durban (RSA)
Wer sich wie Heinz mit Leib und Seele der Turnerei verschrieben hat, darf auf keinem Deutschen Turnfest fehlen. So hat er seit 1953 (Hamburg) alle Turnfeste besucht und war dort als Aktiver, Kampfrichter, Betreuer und Organisator im Einsatz. Natürlich peilt er schon das Internationale Deutsche Turnfest 2013 in der Region Rhein-Neckar mit den Städten Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg an.

Heinz hat zwar in der Öffentlichkeit verkündet: „Mit 80 ist Schluss!“ Aber bei seiner Vitalität, seiner „Bissigkeit“ und seinen Vorbildern wie Erwin Linke (89) und Carl Breier (99) ist wohl kaum damit zu rechnen. Wir wünschen ihm weiterhin gute Gesundheit und viel Elan bei seinem Einsatz für das Gerätturnen.

Fotos unten: „Seit 1968 besitzt er die Trainer-A-Lizenz im Kunstturnen männlich und die Kampfrichterlizenz. Sein Heimatverein wurde ab 1967 der TuS Hasseldieksdamm-Mettenhof. Hier baute er die Turnsparte auf und leistete Pionierarbeit im Jungenturnen.
heinz_nienhueser6
heinz_nienhueser7heinz_nienhueser8
Ergänzende Texte zu den Fotos:
Ex-Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz beehrte Heinz Nienhüser mit ihrem Besuch am 10.11. 09
Carl Breier (99) dankte Heinz Nienhüser mit einem persönlich gehaltenen Gedicht am 10.11. 09
Heinz in luftiger Höhe 1953 beim Deutschen Turnfest in Hamburg.
Flieger Heinz Nienhüser 1953 auf einem Schauturnen
Eleganter Pauschenpferdabgang 1967 in der Halle des Kieler MTV
Hangwaage rücklings an den Ringen 1962 in der Goetheschule Kiel
Heinz mit seinen drei Söhnen Denis, Arge und Malte in Durban (RSA)